Was ist eigentlich Dolmetschen? Beim Dolmetschen geht es einfach gesagt darum, das Gesprochene in einer anderen Sprache wiederzugeben.
Allerdings ist es mit dem «einfach» so eine Sache. Dolmetschen erfordert nämlich mehr als wortwörtliche Übersetzung. Entscheidend ist, die genaue Bedeutung dessen zu verstehen, was in einer Sprache mit einem bestimmten kulturellem Bezug gesagt wird, und es in eine andere Sprache mit einem anderen kulturellen und rechtlichen Bezug zu übertragen.
Mein Gewissen und die Tatsache, dass ich keine Maschine bin, zwingen mich beim Dolmetschen, mein Zielpublikum wie auch das Ziel eines Gespräches zu berücksichtigen.
Je nachdem, ob ich für Schulen, Ärzte, Versicherungen, an Hochzeiten oder fürs Gericht dolmetsche, wende ich verschiedene Methoden an, da es sich hierbei um verschiedene Lebenssituationen handelt.
Beim Konsekutivdolmetschen höre ich zunächst einmal 2 bis 3 Minuten zu und mache mir Notizen, was ich gehört habe. Weil ich den Gesprächsfluss nicht unterbrechen möchte, kann die Redezeit mehrere Minuten betragen und weil manche Leute schnell sprechen, muss ich über eine gute Notizentechnik verfügen.
Die Basis für das interkulturelle Dolmetschen bildet für mich meist das Konsekutivdolmetschen. Meine Aufgabe ist es auch hier, das Gesprochene von einer in die andere Sprache mündlich zu übersetzen, wobei ich auch den kulturellen und sozialen Hintergrund der Sprechenden berücksichtigen muss.
An Gerichten, bei Anwälten, aber auch bei Vernehmungen auf Polizeistationen ist die Herausforderung für eine Dolmetscherin besonders gross. In den meisten Schweizer Kantonen, darunter auch im Thurgau, müssen Gerichtsdolmetscher über eine spezielle Ausbildung verfügen. Vor einigen Jahren habe ich die Zusatzausbildung «Dolmetschen bei Behörden und Gerichten» abgeschlossen, sodass ich mit kniffligen Aufgaben besser umgehen kann.
«Beim Dolmetschen spüre ich oftmals heraus, welche Hintergedanken der oder die Sprechende hat. Dann muss ich vorsichtig sein. Denn meine Aufgabe ist es, Worte zu übersetzen, nicht Absichten.» – Paula Silva